Gegen 5 Uhr klingelt die Sonne unsere beiden Probanden wach, und flugs verlassen sie ihr Wasserbett.
Jetzt aber schnell, der erste Auftritt für den Tag steht an. Das bringt gutes Geld. Leider ist keine Zeit mehr, die Decke für die Nacht abzuwerfen, so daß beide sie nur energisch einschlitzen, um zum Gesangs-Event nicht zu spät zu kommen. Sieht Scheiße aus, aber für Arbeiter allemal gut genug...
Nun aber hurtig, denn der Alltag ruft! Und was ruft er? "Zähneputzen!" ruft er. Dabei kann in Notfällen auch schon mal aufs Putzwerkzeug verzichtet werden.
Nun aber jung und frisch in den Tag. Herr Denkewitz huscht noch schnell bei seinem Harem vorbei.
Und Herr Rösler unterhält sich in aller Ruhe mit seinem Sohn über dessen Schwestern und seine Frau.
So, genug Pädagogik an die Nachkommen verplempert. Nun gilt es, Herrn Denkewitz zu erziehen. – Ein immerwährender Prozeß!
Dafür muß er aus seiner Männergruppe, in die er sich täglich gegen 7 Uhr zurückzieht, herausgelöst werden.
Nun aber mal Butter bei die Fische bzw. ab auf die Schaukel! Die Lektion "Wir lassen uns nicht verschaukeln!" gilt es, ob der Anfälligkeit von Herrn Denkewitz, täglich zu wiederholen... Jaaaa, da lacht er, der Herr Denkewitz!
Nun aber wird es Zeit, sich auf den Weg zu machen, um dem Tagwerk ins Antlitz zu blicken. Und wie immer, wenn es heißt "Ran an die Arbeit!" stürmt Herr Denkewitz voran, während Herr Rösler abwinkt.
Das hat seinen Grund, denn beide frönen ganz unterschiedlichen Tätigkeiten zwecks des Erwerbs eines, zumindest bei Herrn Rösler, sehr geringen Obolus. Während er als Diplom-Ingenieur für Maschinenbau sein Heil in der Architektur sucht,
schlendert Herr Denkewitz noch kurz beim Coiffeur seiner Wahl vorbei. Fünf Minuten unter der Stoffhaube,
die sich wirklich lohnen:
Herr Rösler weiß um diese täglichen Rituale. Für ihn hat die Geschichte schon so'n Bart...
Was er nicht weiß: Heute möchte Herr Denkewitz seiner wahren Berufung nachgehen, dem Domptieren, denn: ER LIEBT TIERE!!!! So legt er denn los, schnappt sich den erstbesten zur Verfügung stehenden Hund und macht ihn sich gefügig.
Was könnte als Nächstes domestiziert werden? Genau:
Und nun der schwierigste Teil. Das hat noch keiner vorher gewagt. Ein Zebra!!!
Doch Herr Denkewitz sagt sich: "Ran ans Objekt!" Und kaut dabei noch lässig Kaugummi...
Was aber macht eigentlich Herr Rösler, während Herr Denkewitz seine Heldentaten vollbringt? – Er hat bemerkt, daß beim morgendlichen Ankleiden einiges daneben ging und richtet seinen Sockenhalter. Ein Pedant!
Herr Denkewitz zelebriert unterdessen Experimente, die Zoologen vor Ehrfurcht erzittern lassen werden. Er bringt Tiere zum Lachen. Schnabeltiere! Was für ein Vogel!!
Herr Rösler kommt des Weges, staunt, kämpft gegen seinen alltäglichen Neid, läßt sich dann aber zu einem anerkennenden Lächeln herab. Ein Schmunzel-Duett ward geboren...
Das wiederum bringt Herr Denkewitz auf den Gedanken, es doch auch mal mit Gesang zu versuchen. Er bittet einen vorübereilenden Hotelier, sich für ihn im Hintergrund zu positionieren, zaubert sich durch Gedankenkraft ein Mikrofon herbei und legt los.
Alle aus der DDR übrig gebliebenen Volkspolizisten schließen sich in diesem grauenvollen Moment zu einer nie dagewesenen Einheitsfront zusammen und verhaften ihn sofort und, wahrscheinlich, unwiederbringlich. Mit einem schriftlichen Geständnis versucht er, seine Strafe zu mildern.
Das kann Herr Rösler aber nicht akzeptieren. So plustert er sich auf (Querstreifen machen dick!),
und greift selbst zur Gitarre. Noch bevor er auch nur einen Ton "singen" kann, ist Herr Denkewitz wieder frei!
Doch Herr Rösler scheint berauscht! Er entledigt sich des Instruments und greift wie in Trance zum Nächstbesten. Er mandoliert!!!
Doch damit nicht genug! Nein!!! Er packt ein vorüberschlenderndes Akkordeon und mißbraucht es am hellichten Nachmittag!!!!! Denn soweit ist dieser Tag im Leben unserer Probanden schon fortgeschritten.
Nun will auch Herr Denkewitz Gutes tun und stößt ganz nebenbei einen Traktor ins Grab!
Greenpaece ernennt ihn spontan zum Ehrenmitglied, was ihm ein zufriedenes Lächeln entlockt.
Doch genug der guten Taten für heute Nachmittag, jetzt ist Abendbrotszeit. Beherzt wird zugegriffen. "Nachschlag" heißt das Zauberwort.
Doch wie immer, wenn Alkohol im Spiel ist, fahren die Gefühle sofort Achterbahn. Mann kommt sich näher! Fragen tauchen auf: Ist es Liebe?
Doch keine Angst, geneigter Rezipient, lieber Surfer, es ist mehr als das: Es ist eine gegenseitige Hochachtung, die teilweise in Vergötterung ausartet.
Da reißt ein Klingeln an der Tür beide Herren gleichzeitig aus ihren gleichgeschlechtlichen Träumen, und der weibliche Fanclub besteht auf seinem täglichen Autogrammfoto. Hingekniet und abgedrückt. Nichts leichter als das.
Nun wird es Zeit, sich für die tägliche Abend-Gala schick zu machen. Herr Denkewitz huscht nochmal schnell unters Kopftuch,
und wirkt fünf Minuten später wie neu.
Gelänge das doch Herrn Rösler auch, doch selbst einstündiges Duschen
Da hören unsere beiden Lieblinge wie aus dem Nichts die Stimme ihres alten Musiklehrers Gerhard Münchmeyer: "Was auch sei: Rösler und Denkewitz sofort auf die Bühne!" Und wie immer folgen sie...
Jetzt aber hat es die beiden gepackt. Ab geht die Post! Wie die wilde Lucie! Sie bieten ganz großes Kino! Sie zeigen allen, wo der Hammer hängt. Musizieren im Rausch der Sinne.
Das ruft den Fotografen Andreas Döring
auf den Plan, und dieser legt fest: "Noch ein letzter Blick ins Auge des Todes, und dann ab in die Nacht, meine Herren!" Gesagt, getan:
Was soll nun noch passieren? Die Uhr zeigt zwei Minuten vor Mitternacht. Herr Rösler besteigt wie immer um diese Zeit seinen Privat-Jet, um nochmal kurz einen Blick von oben auf seine Ländereien zu werfen.
Fotos: Manfred Krause, Andreas Döring, privat